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Ich habe nur noch wenig Zeit, will es aber können! Was tun? - Klarinette strategisch üben

Aktualisiert: 28. Jan. 2023

Boah, ich bin krank und das schon seit Dienstag! Also ist heute schon der 5. Tag, an dem ich nicht üben kann, selbst mental war bisher nicht wirklich möglich und das, obwohl ich echt viel vorhabe und in 24 Tagen schon das Aaron Copland Konzert zumindest so gut spielen können möchte, sodass beim Meisterkurs musikalisch, nicht aber technisch mit mir gearbeitet werden muss und dass ich es eben so gut kann, dass ich es mit dem Pianisten einmal durchspielen kann, ohne mich zu verlieren.


Also wenn ich es so überlege, doch ein ziemlich hohes Niveau, eigentlich. Lach. Ich habe es jetzt vielleicht etwas mehr als eine Woche insgesamt geübt, also noch nicht viel Zeit mit dem Stück verbracht, aber das Stück macht mir unglaublich viel Freude und ich will das jetzt für den Meisterkurs nehmen und ich habe auch das Gefühl, dass ich das schaffe. Also an sich eine gute Voraussetzung!



In 24 Tagen will ich das Stück also können und ich nehme an, wirklich Klarinette spielen kann ich erst so in 2 - 3 Tagen und dann auch nicht so wie vor dem krank sein. Es muss also eine Strategie her!


Fange ich mit den Tagen an, die ich jetzt nicht üben kann, aber mental fit bin. Da bietet sich mentales Üben ja gradezu an. Ich habe heute Morgen auch schon direkt angefangen (eigentlich schon in meinem Traum, denn da war ich auf einem Coplandübecamp mit ganz vielen anderen Klarinettisten und wir alle haben uns mit dem Stück beschäftigt und bin schon mit der Kadenz im Ohr wach geworden).


Ich habe mir die Noten genommen und dazu meine Lieblingsaufnahme und mitgelesen, während die Aufnahme lief. Mir Atemzeichen eingetragen, manchmal auf 0.5fache Geschwindigkeit gestellt, um bestimmte Dinge besser zu erfassen. Manche rhythmische Stellen mehrfach wiederholt und das Zählen geübt, weil ich gemerkt habe, dass da besonders das Zählen eine Herausforderung ist, weil mein Pulsgefühl da anders zählen möchte, als die vorgegebene Taktart, die zumindest für die Tempofindung der anschließenden Teile sehr wichtig ist.

Ich habe auch geübt, die Einsätze vorauszuhören und pünktlich einzusetzen und dazu noch musikalische Ideen gesammelt für die Kadenz, dafür habe ich aber mehrere Aufnahmen angehört.



Bei diesem Prozedere ist mir dann bewusst geworden, dass ich vorher echt blindlings, ja wie ein Berserker geübt habe. Irgendwie panisch. Einfach drauf los und alles auf einmal und jetzt bemerkt, dass das gar nicht nötig ist. Zum Beispiel brauche ich manche Stellen gar nicht so viel an der Klarinette üben, weil sie nur rhythmisch schwierig sind, aber vom Greifen her nicht und eigentlich nur wenige Stellen, also im Vergleich zur Länge des Stückes, wirklich technisch mehr Übeaufwand bedürfen.


Und da kommt mir auch das Pareto-Prinzip in den Sinn, die sogenannte 20/80-Regel, die besagt, dass du mit 20% des Aufwands schon 80% erreichst.

Was sind also die 20% Aufwand für dieses Stück?

Die werde ich wohl im Laufe der nächsten Tage, wo ich noch nicht spielen kann, herausfinden! Aber ein paar Ideen habe ich natürlich jetzt schon.


Also der Anfang zum Beispiel, der geht, ich habe mich in der letzten Zeit wirklich gut mit Tonbildung beschäftigt und lange Phrasen zu spielen, sehe ich jetzt nicht als meine Schwäche an, da genügt, wenn ich die Töne gut voraushöre und mir wirklich bewusst mache, wo ich atme und dass ich mir bewusst mache, was für einen Charakter ich zum Ausdruck bringen möchte und mit diesem Subtext die Stelle spiele. Das ist das Gute, wenn man immer an seinen Grundlagen arbeitet, unabhängig davon, was man grade an Stücken übt. Das vereinfacht das Stücke lernen enorm und spart viel Zeit!!


In der Kadenz kann ich entscheiden, wie ich es spielen möchte, es ist also kein Drama, wenn ich es jetzt nicht total virtuos spielen kann. Mir ist hier vor allem wichtig, dass alles einen Zusammenhang hat, einen Sinn ergibt, dass ich die Tempoänderungen gut einführe und ja den Charakter finde und zum Ausdruck bringe. Während bei den begleiteten Stellen natürlich sinnvoll ist, dass ich sie auch wirklich im Tempo kann!


Die Kadenz kann ich mental zum Beispiel richtig gut vorbereiten, indem ich mir genau bewusst mache, wie will ich es spielen, wo welches Tempo und dann Strategien entwickle, die Vorstellung, die in mir ist, zu erreichen.


Was ich jetzt schon weiß, was ich in der Kadenz besonders üben möchte, wenn ich wieder an der Klarinette üben kann, ist neben den Griffen, vor allem die Artikulation. Einmal den Charakter, aber auch natürlich die Zunge selber. Also, dass sie schnell und leicht ist, unabhängig von meiner Luftführung, sprich egal, ob ich Akzente mache, kurz oder breit spiele, die Zunge soll leicht sein. Da habe ich mir auch schon ein paar Übungen rausgesucht, wie ich das dann trainieren kann.


Die Luftgestaltung hingegen, kann ich schonmal ohne Klarinette üben. Wie muss ich die Luft gestalten, damit ich den Charakter, den ich zum Ausdruck bringen möchte, hörbar machen kann? Wie gestalte ich die Luft bei den Akzenten? Wie kann ich die Dynamik gestalten? Und ja, es muss ja hier nicht ganz mental bleiben, ich kann die Luft ja schon ein bisschen üben.



Töne voraushören, rhythmische Sicherheit, Charakter finden, Luft gestalten, Griffe fühlen, das Stück kennenlernen, Dynamik bewusst machen, das geht also alles mental. Fantastisch.

Wahrscheinlich werde ich das Stück richtig gut können und viel schneller lernen, denn ich bin ehrlich, ich übe zwar mental, aber eher wenig und soviel auf einmal habe ich noch nie mental geübt, eine ganz neue Erfahrung für mich und ich bin echt gespannt, was dabei rauskommt.


Ja und auch den Rest des Stückes werde ich natürlich ähnlich angehen, wie die Kadenz. Ich werde schauen, welche Läufe und Kombinationen ich dann besonders üben muss, darauf liegt dann die nächste Zeit, auch wenn ich dann wieder mit Klarinette üben kann, mein Fokus und alles, was nicht so viel Zeit braucht, fange ich erst eine Woche oder ein paar Tage vor dem Kurs an.


Also Ärmel hochkrempeln, mental üben, nach und nach herausarbeiten, was ich dann wirklich an der Klarinette üben muss und hoffen, dass meine Kondition nicht ganz im A**** ist, wenn ich wieder loslegen kann.


Übrigens, falls du dich wunderst, warum ich so viel Wind mache, weil es klingt ja nicht so viel, ein Stück in dieser Zeit zu erlernen und wenn ich mich darauf konzentriere, dann schaffe ich das doch mit Leichtigkeit (vielleicht - ist ja ein schwieriges Stück). Aber es ist nicht das einzige, was ich zu tun habe, ich habe auch noch andere Stücke, die auch nicht ganz ohne sind, zum Beispiel das Stück für mein Trio, dass jetzt neu gegründet ist, oder die Martinu Sonatine, dann generell auch meine Grundlagen (Etüden und so).


Dann bin ich auch dabei grade den Anfängerkurs zu kreieren, Videos zu drehen und zu schneiden und sowas, was auch noch Zeit in Anspruch nimmt und natürlich habe ich auch noch meine lieben Schüler, die auch nicht zu kurz kommen sollen. Also ziemlich viel unter einen Hut zu bringen!


Und nicht zu vergessen, ich habe auch noch einen Deal mit meinem Perfektionismus zu schließen, damit ich nicht in Panik ausbreche und wieder sinnlos übe. Ich brauch halt den Wind in den Segeln und ich muss meinem Verstand bewusst mit Aufgaben füttern, sonst fange ich an zu grübeln und dann bekomme ich wieder Angst - also lieber produktive Gedanken ;)


Zu guter Letzt möchte ich auch an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass du mit mir zusammen arbeiten kannst! Lass uns gerne in einer Probestunde gemeinsam schauen, was ich alles an Angeboten für dich habe!





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